Clubabend vom 07.07.2025 - Moers
Clubabend vom 07.07.2025

Zum ersten Clubabend im neuen Lions-Jahr begrüßte Präsident Dieter Themann Herrn Thorsten Kamp, Beigeordneter der Stadt Moers, zum Thema „Städtebauliche Entwicklung der Stadt Moers unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels“
Herr Thorsten Kamp, verheiratet mit einer Stadtplanerin und Vater von zwei Kindern, ist wohnhaft in Neukirchen-Vluyn und seit 10 Jahren Technischer Beigeordneter der Stadt Moers.
In dieser Eigenschaft verantwortet er die Stabstelle „Koordination Innenstadtumbau“, die Moerser Feuerwehr, die Stadt- und Umweltplanung (einschl. Bauaufsicht) sowie den Fachbereich Vermessung, Straßen und Verkehr.
Thorsten Kamp ist gebürtig aus Niep mit 200-jähriger, handwerklich geprägter Familiengeschichte (Maurer und Zimmerleute). Seine Vorfahren waren u. a. Baumeister der 1840 errichteten Neuen Mühle zwischen Neukirchen und Kapellen.
Mit seinem Faible für Architektur und Städtebaugeschichte war das Studium der Raumplanung in Dortmund konsequent: U.a. finanziert durch die Mitarbeit an mehreren Ausgrabungen in Moers.
Man kann so mit Fug und Recht sagen, dass Herr Kamp sich schon früh in die Moerser Stadtgeschichte “regelrecht eingegraben“ hat.
Im Anschluss an eine leitende Position im Amt für Stadtplanung, Bauaufsicht und Stadtentwicklung der Stadt Mülheim a. d. Ruhr trat Thorsten Kamp zum 01.03.2015 die Nachfolge von Herrn Lutz Hormes als Technischer Beigeordneter der Stadt Moers an.
Seit dieser Zeit setzt er sich mit den vielfältigen städteplanerischen Herausforderungen der Stadt Moers auseinander: Der Bereich zwischen Trotzburg und Königlicher Hof, das Erleben der Wall- und Grabenanlage, die städtebauliche Fassung des Königlichen Hofes, die Verkehrsführung im Bereich Neuer Wall und Unterwallstraße sowie die Schlossparksanierung):
Und immer mit dem Ziel die vorhandenen Sachprobleme ideologiefrei anzugehen!
Insoweit hilft ein verträumter Rückblick auf die guten alten Zeiten wenig.
Vielmehr müssen die Verantwortlichen der Stadt Moers sich den Herausforderungen stellen, die mit dem Modernisierungsschub der 70-er Jahre ihren Ursprung fanden. Und dies alles vor dem Hintergrund dramatischer Klimaveränderungen.
In seinem Vortrag erläuterte Herr Kamp eingangs, dass Klimawandel immer erst dann ein großes Thema ist, wenn es aktuell Probleme z. B. mit Starkregen oder zu wenig Niederschlag gibt. Sobald andere Ereignisse z. B. der Ukrainekrieg aufkommen, verdrängt man gerne die langfristigen Klimaprobleme.
Die landwirtschaftlichen Monostrukturen, die über Jahrzehnte verfolgt wurden, sind nachteilig für die Natur, da es dadurch zu strukturellen Problemen kommt. Herr Kamp hat dabei diverse Fotos aus vergangenen Zeiten und heute zum Vergleich gezeigt und dazu ausführliche Erläuterungen abgegeben.
Die Moeser Wallanlagen, die zur Oranierzeit angelegt wurden, sind in Moers auch weiterhin über Jahrzehnte in die Stadtplanung einbezogen worden.
Moers ist größtenteils gut durch den zweiten Weltkrieg gekommen, im Gegensatz zum Stadtteil Meerbeck, wo sich die großen Chemieanlagen befinden, die nahezu vollständig zerstört wurden.
Fazit von Alt-Bürgermeister Albin Neuse (1899 – 1989):
„Wegen der städtebaulichen Gestaltung und Verkehrsführung im Stadtkern müsse man sich heute fragen, ob es ein Glück und Segen ist, dass die Stadt im Kern im Kriege unbeschädigt blieb.“
In den 50iger Jahren war die Friedrichstraße eine reine Wohnstraße. Nachdem eine Modernisierung der Friedrichstraße stattgefunden hat, stellt sich nun ein ganz anders Bild dar, welches zum Flanieren, Verweilen und Einkaufen einlädt.
Fazit von Herrn Thorsten Kamp:
„Die Stadtentwicklung ist eine Daueraufgabe ohne Dauerlösung. Somit muss sich die Stadt für strukturellen Veränderungen immer wieder neu aufstellen.“
Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Ressourcenschonung sollten bisher verwendete Materialien wiederverwendet werden. Z. B. Nichtabriss von Bestandsgebäuden, sondern Umstrukturierungen. Hier erwähnte Herr Kamp u. a. das alte Moerser Rathaus im Rosenthal, dass jahrelang leer stand und nun zu einem schönen Wohnkomplex saniert wurde. Ein weiteres Beispiel eines gelungenen Umbaus einer Bestandsimmobilie ist auch das Perfetto am Altmarkt: Hierzu konnten anschauliches Bildmaterial gezeigt werden.
In Zukunft muss die Stadt Moers das Mercator Berufskolleg in der Nähe des Josef- Krankenhauses in der Planung vorantreiben. Hier soll geförderter Wohnungsbau entstehen. Dabei sollen die Gebäude des Berufskollegs nicht abgerissen, sondern umgebaut werden.
Ein Vorzeigeobjekt ist auch die Sanierung von Viva West in den Eicker Wiesen. Hier hat Viva West über mehrere Jahre ca. 100 Mio. € für die Sanierung investiert: Der Abschluss der gelungenen Sanierung wurde mit einem großen Fest für die Mieter gefeiert.
Laut Herrn Kamp sind die Stärken von Moers das unverwechselbare Stadtbild, die Aufenthaltsqualität, das Ambiente mit der dazugehörigen Atmosphäre, die Parks und Grünanlagen, Wasserflächen, attraktive und individuelle Angebote einschließlich kurzer Wege.
Wichtig sei der nachhaltige Umgang mit Regenwasser, da Regenwasser nicht in die Kanalisation gehört. Wasser wird derzeit zumeist in der Kanalisation geleitet. Ist der Regen vorbei, fließt das ungenutzte Wasser ab und kann für trockene Zeiten nicht verwendet werden. Es wäre nachhaltiger das Wasser zu speichern. Der nachhaltige Umgang mit Regenwasser ist ein elementarer Vorgang für die Stadt Moers. Viele Maßnahmen können das Ziel verfolgen, mit der Speicherung des Niederschlags in Rückhaltebecken, Baumrigolen, Fotosynthese, Fassaden- und Dachbegrünung eine so genannte „Schwammstadt“ anzulegen.
Nach einer kurzen Fragerunde, in der auch über die Zukunft des Geländes der ehemaligen Getränkefirma Zupancic gesprochen wurde, bedankte sich Präsident Dieter Themann beim Referenten des Clubabends für die vielfältigen Informationen zur Moerser Stadtentwicklung und ihrer Zukunft unter besonderer Berücksichtigung des Klimawandels.