20250518_Von den Oraniern zu den Preußen - Moers
Von den Oraniern zu den Preußen

Zum Clubabend am 12.05.2025 konnte Herr Peter Boschheidgen, Vorsitzender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins, begrüßt werden.
Herr Boschheidgen befasste sich in seinem Vortrag mit dem Herrschaftswechsel in der Grafschaft Moers, der sich letztlich über 10 Jahre hingezogen hat. Er begann seine Ausführung mit der Vorgeschichte bei der Gräfin Walburg von Moers-Neuenahr, die die letzte Herrscherin war, die das Moerser Schloss tatsächlich bewohnt hat. Sie hatte wenig Glück mit ihren Ehemännern, die alle früh verstarben. Sie selbst starb 1600 kinderlos. Diese hatte die Grafschaft Moers zu Lebzeiten dem Prinzen Moritz von Oranien-Nassau testamentarisch übertragen. Dieser führte Moers in ein goldenes Zeitalter. Nach seinem Tod 1625 übernahm sein Halbbruder, Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau, die Grafschaft Moers und vererbte sich dann an seinen Sohn und der wieder an seinen Sohn Wilhelm III von Oranien-Nassau weiter, der zugleich auch König von England war. Dieser starb kinderlos am 19. März 1702 und da Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau seinerzeit verfügt hatte, dass seine älteste Tochter Kurfürstin Louise Henriette die Moerser Grafschaft bekommen sollte, wenn die männliche Linie der Oranier-Nassauer aussterben würde, schickte sich deren Sohn Friedrich I, König von Preußen, an die Grafschaft frühzeitig zu übernehmen. Man versuchte bereits vor der Testamentseröffnung Fakten zu schaffen, doch die Bürgerschaft der Stadt Moers war weitgehend oranisch orientiert, da es ihr ja gut ging. Zudem war die Festung Moers noch eine Garnisonsstadt und stand unter dem Schutz von vier oranisch-niederländischen Kompanien. Als dann im Mai 1702 das Testament von Wilhelm III eröffnet wurde, kam es zur Überraschung, denn dieser hatte nicht König Friedrich I von Preußen, sondern Johann Wilhelm Friso als Universalerben eingesetzt hatte. Militärisch konnten die Preußen die Stadt Moers nicht einnehmen, da beide Lager Bündnispartner aus der gemeinsamen Militärallianz im Spanischen Erbfolgekrieg waren, die sich gegenseitig nicht angreifen konnten. Daher suchte man Umwege durch die unblutige Übernahme von Krefeld, die zweite Stadt in der Grafschaft Moers und besetzte Höfe rund um Moers.
Die Stadt Moers verlor dadurch immer mehr ihre Bedeutung. Gegen die brutalen Repressalien der Preußen formierte sich ein immer größerer Widerstand: immer die niederländische Garnison im Rücken wissend. Im Sommer 1711 sollten dann in Den Haag die Erbstreitigkeiten durch einen Kompromissvorschlag beendet werden. Doch auf der Anreise nach Den Haag verunglückte Prinz Johann Wilhelm Friso bei der Überquerung der Maas und ertrank, so dass damit das Haus Nassau-Diez seinen unmittelbaren Erbberechtigten verlor.
Doch damit war der Anspruch des Preußenkönigs noch nicht durchgesetzt. Dies sollte erst im November 1712 durch einen Überraschungsangriff (Surprise) in einer Nacht- und Nebel-Aktion passieren. Damit war der 10-jährige Abwehrkampf gegen die preußische Übernahme dann verloren: immerhin unblutig.
Präsident Dr. Dr. Philipp Heugel bedankte sich bei Herrn Boschheidgen für den spannenden und lebendigen Vortrag.