LF Jochen Schink referierte anlässlich des Clubabends am 17. Oktober 2022 über den Beruf des Goldschmieds. Er leitete seinen Vortrag mit einem historischen Abriss von den ersten Gold-funden von ca. 7.000 Jahren im östlichen Mittelmeergebiet, über die Entwicklung der ersten Techniken wie Gießen, Treiben und Ziselieren in den vorderasiatischen Hochkulturen 3.500 vor Christus zu den ersten Münzprägungen etwa im 7. Jhd. vor Chr. Das Berufsbild des Goldschmieds änderte sich im Laufe der Zeit immer mal wieder durch die Veränderung der Einstellung der Menschen zum Schmuck. Um 1120 erschien dann bereits das erste Goldschmiedelehrbuch „de diversis artibus“ vom Priestermönch Theophilus. Mit der Blüte des Silberbergbaus in Deutschland um 1500 wurde der Warenverkehr belebt und der ökonomische Vorsprung Deutschlands begründet. Mit dem Goldraub der Spanier im Zuge der Entdeckung Amerikas rückt das Gold in den Vordergrund und die Goldschmiedekunst erlebt einen Aufschwung. Während sich zunächst die Berufszweige Gold- und Silberschmied auseinanderentwickelten, wachsen sie heute mangels Nachwuchses wieder zusammen.
Nach dem historischen Überblick stellt Jochen Schink das heutige Berufsbild dar und ging auf die verschiedenen Herstellungsschritte von Goldschmuck vor von den Zurichtungsarbeiten wie wägen, messen, prüfen, schmelzen, gießen, walzen und ziehen zu den handwerklichen Grundtechniken wie spanabhebende Techniken, spanloses Verformen, verbindende und vollendende Techniken. Hinzu kommen verschiedene Sondertechniken. Heute erleichtern moderne Techniken wie das CAD-Verfahren die Arbeit des Gold-schmieds erheblich und erweitern die formalen Möglichkeiten extrem, fordern andererseits aber auch eine umfassende Planung und ein dreidimensionales Vorstellungsvermögen. Kurz: es verlangt mehr Kopfarbeit.
Abschließend ging Jochen Schink noch auf verwandte Berufsbilder wie den Silberschmied, den Graveur oder den Edelstein-/Juwelenfasser ein. Er bemängelte, dass es immer weniger Schmuckkünstler in Sinne von freier Kunst gibt. Die handwerklichen Techniken gehen aufgrund mangelhafter Ausbildung immer mehr verloren. Dazu trägt auch bei, dass die Verdienstmöglichkeiten gering und finanziellen Voraussetzungen für eine Selbständigkeit anspruchsvoll sind. Gegenläufig wirkt der zwangsläufig rückläufige Wettbewerb.
Auf die Frage nach dem Verhältnis des Goldschmieds zur industriellen Schmuckherstellung hob Jochen Schink hervor, dass der Goldschmied viel flexibler arbeiten kann mit weniger Materialverlust und geringeren Vertriebskosten, so dass industriell hergestellter Schmuck tendenziell teurer sein muss. (rg)